Vor langer Zeit lebte in einem abgeschiedenen Tal an der Küste ein großes Rudel, welches friedlich und im Einklang mit der Natur lebte. Sie nannten sich die Wölfe des silbernen Lichtes und sie lebten so, wie die Natur es für die Wölfe vorgesehen hatte.
So jagten sie nur, wenn sie Futter brauchten und wenn es Streit gab, wurde dieser ohne größere Gewalt beigelegt. Es war eine gute Zeit und das Rudel wuchs und gedieh. Doch es sollte nicht ewig so bleiben.
Eine Alphawahl schließlich sorgte dafür, dass sich das Leben der Wölfe des silbernen Lichtes änderte. Silith, eine verantwortungsbewusste und von den meisten geschätzte Fähe erhielt die Führung. Die meisten waren damit einverstanden, doch eine Gruppe sonderte sich ab. Ihr Anführer war Cherch und es dauerte nicht lange, bis sie sich vom Rudel lösten. Dies war die Geburtsstunde der Wölfe der Mondfinsternis.
Viele Jahre waren seit dem vergangen und anstatt Silith, führte nun die Fähe Fiara, eine Nachfahrin Silith's, das Rudel gemeinsam mit ihrem Gefährten Lance. Sie bekamen eine Welpin, die ab diesen Augenblick den Namen Libella tragen sollte. Es traf sich, dass kurz davor auch das Betapaar des Rudels einen Welpen bekommen hatten. Er hörte auf den Namen Ginsta und es dauerte nicht lange, bis er sich mit Libella angefreundet hatte und die beiden unzertrennlich geworden waren.
Als die beiden eines Abends auf dem Rudelfelsen saßen, sie waren inzwischen Jungwölfe geworden, blickten sie über das Tal, wohl wissend das der Winter mit seinem Schnee, welcher erst vor kurzen geschmolzen war, schlimme Opfer gefordert hatte. Doch ihre Gedanken wurden unterbrochen, als ein grauenhaftes Heulen die nächtliche Stille durchbrach. Dim, der Nachfahre Cherchs, kündigte den Wölfen des silbernen Lichtes den Krieg an.
Und es war keine Leere Drohung. Das Jahr war zwar schon weit fortgeschritten, aber dann erfüllte sich die Ankündigung. Libella, Ginsta wurden zusammen mit ihren Geschwistern und den anderen Welpen in den Wald geschickt, da man verhindern wollte, dass sie etwas von diesem Exzess der Gewalt mitbekamen oder ihnen gar etwas Zustieß.
In dem danach entbrannten Kampf starben viele Wölfe, auch die Eltern der beiden. Andere verließen das Rudel und der harte Winter, der zu allen Überfluss kurz danach einsetzte, forderte unter den Überlebenden des Krieges weitere Opfer.
An der Spitze eines stark dezimierten und geschwächten Rudels standen einige Zeit später Libella und Ginsta, die fast erwachsen geworden waren. Sie gaben den Verbleibenden die Hoffnung, die sie brauchten um das Rudel erneut in eine bessere Zukunft zu führen. Kaum einer wusste, dass auch die Schatten des Tals weiter existierten. Es würde aber sicherlich nicht lange dauern, bis sie sich offenbarten...
Und die Hoffnung war nicht unberechtigt. Als der Frühling in das Tal kam, brachte er eine Menge Wölfe mit und nicht wenige schlossen sich den Wölfen des silbernen Lichtes an. Gerade als die Stimmung wieder positiver wurde, tauchte Auron auf. Er war der neue Führer der Wölfe der Mondfinsternis und trieb die Grausamkeit dieser auf eine neue Spitze.
Auch seinem Rudel schlossen sich neue Wölfe an und es dauerte nicht lange, da kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen den Rudeln. Anubis, der Betawolf der Wölfe des silbernen Lichtes, der sich an den See zurückgezogen hatte, wurde von Auron und zwei seiner Gefährten aufgelesen und übel zugerichtet. Es war Glück, dass er nicht starb. Als Rückhalt für Libella und Ginsta brauchte das Rudel ihn, besonders als dann die Welpen der beiden Alphas geboren wurden.
Die Geburt war ein Leuchtfeuer, dass dem Licht neue Nahrung gab und die vielen Wölfe, die nun im Tal blieben, waren wie Holzscheite die dieses Feuer noch verstärkten. Doch dieses Feuer warf flackernde Schatten, unberechenbar und zahlreich.
Um diesen Frieden endgültig zu zerstören, kam es zu einer Tragödie, die erneut eine Finstere Zeit im Tal ankündigte. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Auron und Ginsta aneinander gerieten doch mit den Umständen und Ereignissen, die sich nun abspielten hatte wohl niemand gerechnet.
Es kam zu einem Konflikt wie ihn das Rudel seit nun bald vier Jahren nicht mehr erlebt hatte. Erneut trafen fast die gesamten Rudel aufeinander. Es war ein Tag der Gewalt, an dem Ginsta und Auron immer wieder aufeinandertrafen und einen Sturm entfachten, der seinesgleichen suchte. Immer wieder stießen sie zusammen, verbissen sich in einander, rissen sich gegenseitig zu Boden und fügten sich Schwere Wunden zu, doch es schien als würde es keinen Sieger geben.
Es änderte sich alles, als Akina, eine der Welpen des Alphapaares, welche mittlerweile nun zwei Jahre alt war, plötzlich auf dem wortwörtlichen Schlachtfeld auftauchte. Sie war Libella entwischt, die auf die Jungwölfe aufpasste, und aus der Höhle gerannt und Auron zögerte keine Sekunde. Wohl wissend, was für einen Schlag er seinem Kontrahenten damit zufügte, stürtzte er sich auf dessen Tochter und brachte sie mit einem Gezielten Biss in die Kehle um.
Was für einen gravierenden Fehler er damit begangen hatte merkte er erst, als er sich mit einem Fang, der zu einem absolut diabolischen Grinsen verzogen war, Ginsta zuwandte. Dessen Augen hatten sich plötzlich verändert. In ihnen brannte förmlich ein kaltes Feuer und als er auf Auron los ging, empfand dieser zum ersten Mal Angst. Zwar wehrte er sich mit aller Kraft, doch die Wut Ginstas übertraf alles, was Auron jemals erlebt hatte. Und so tötete Ginsta schließlich Auron und das Ringen der beiden Kontrahenten nahm ein Ende.
Doch für Ginsta gab es keinen Anlass sich zu freuen. Trotz seiner Verletzungen schleifte er sich zu seiner reglosen Tochter und ein Schleier der Trauer legte sich über ihn. Er hatte kein Auge mehr für den Kampf, der zwar abgeschwächt war doch nicht erloschen. Und dies wurde ihn zum Verhängnis. Silence nutzte die Unaufmerksamkeit und rächte seinen Alpha. Ein Schneller Biss und Ginsta brach mit leeren Augen über seiner Tochter zusammen, folgte ihr in das jenseitige Reich um sie um Verzeihung zu bitten, dass er sie nicht Beschützen konnte.
Es war einige Zeit vergangen und das geschwächte Rudel hatten wieder Ordnung in sein Leben gebracht. Neue Alphas führten die Rudel an und neue Wölfe waren in das Tal gekommen. Doch Libella wusste, auch wenn Auron tot war, die Schatten waren weiter unter ihnen, lauerten weiterhin auf eine günstige Gelegenheit.
Denn wo Licht war, gab es immer Schatten..